Meine 10h im Karwendel – Tagesmarsch auf die Schöttelkarspitze
Es war mal wieder einer dieser Tage. Ein Sonntag, der nach einer anspuchsvollen Bergtour schrie! Und schon waren die Pläne geschmiedet. Ins Karwendel sollte es gehen. 4 Stunden Aufstieg und 3,5 Stunden Abstieg. Am Ende des Tages sollten es 10 Stunden sein mit herausfordernden Passagen und atemberaubenden Ausblicken sowie ein kurzer Marsch im Gewitter…
Von Anfang an.
Um 8 Uhr gingen wir los, über die Isar immer den Schildern Richtung Schöttelkarspitze nach – unser heutiges Gipfelziel. Doch bevor wir dieses erreichten, mussten wir erst noch 1.300 Höhenmeter überwinden. Gestartet sind wir durch die Hüttelbachklamm. Hier haben wir die ersten Höhenmeter schnell gesammelt und auch gleich zu Beginn gut was für die Bein- und Hinternmuskulatur getan 😉
Danach ging es immer weiter den Schildern Richtung Schöttelkarspitze entlang. Als erstes Etappenziel haben wir den Schwarzkopf, 1.150 m, erreicht. Fehlen nur noch 900 HM bis zum Gipfelglück. Schon bald erhascht man einen ersten Blick auf das Wettersteingebirge. Weiter geht es stets bergauf zum 2. Etappenziel, dem Felsenhüttl, 1.570 m. Und hier beginnt auch schon die erste kleine Kraxelei. Nach einem steileren Anstiegsstück lichtet sich langsam der Wald und wir bekommen einen ersten beeindruckenden Eindruck unseres Tagesziels: Wir schauen ins Schöttelkar und auf die Schöttelkarspitze.
Nach gut 3 Stunden Aufstieg erreichen wir den Seinskopf, ein unmarkierter Gipfel mit einer Höhe von 1.961 m. Von hier aus hat man bereits einen herrlichen Blick auf das Wettersteingebirge, das Estergebirge, über das Isartal und Mittenwald.
Und nachdem wir den größten Teil des Anstieges bereits geschafft haben, schreite der Seinskopf (und auch unsere Mägen) nach einer kleinen Gipfelrast. Jetzt heißt es, Kräfte sammeln für die letzten Höhenmeter. Bevor es aber Richtung Schöttelkarspitze geht, geht es erst einmal wieder steil bergab – wäre ja auch zu schön gewesen, wenn man nur noch hundert Höhenmeter zurücklegen müsste 😉 Aber genau das macht ja das Bergsteigen auch aus.
Wir überqueren also den Seinskopf und kraxeln erst einmal wieder den Grat bergab zur Scharfkehre (1.867 m), um von hier aus wieder hoch hinaus zu wandern. Ab hier ist es noch knapp 1 h bis zum höchsten Punkt der heutigen Tour.
Nach dem Anstieg zur Scharte am Feldernkreuz beginnt nun endlich das Herzstück der Tour. Durch enge Scharten kraxeln wir über Felsen den Weg entlang, wo es auf beiden Seiten steil nach unten geht. Rechts blicken wir bereits auf die atemberaubende Szenerie der Soiernseen, die eingebettet in der Karwendler Bergwelt liegen. Jetzt sind es nur noch wenige Meter bergauf bis zum Gipfel.
Das Gipfelglück
Auf 2.050 Metern angekommen, erfreuen wir uns des puren Gipfelglücks 🙂 und genießen einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Berge.
Natürlich nutzen wir den Gipfel nicht nur um Fotos zu schießen, sondern genießen auch die Aussicht, die Ruhe und das Gefühl, etwas ganz großes erreicht zu haben. Getreu dem Motto “the best view comes after the hardest climb” staunen wir und lassen die wunderschöne Natur auf uns wirken.
Der Abstieg
Nachdem wir wieder reichlich Energie getankt haben, begeben wir uns nun auf den Abstieg. In vielen Serpentinen gehen wir immer tiefer Richtung Soiernseen zum Soiernhaus, welches damals König Ludwig II. als Jagdschloss hatte errichten lassen. Hier genießen wir noch einmal das Lokalkolorit.
Nun haben wir noch knapp 2/3 des Weges vor uns. Wir folgen den Schildern Richtung Krün und nehmen zum Abstieg den Lakaiensteig. Ein wunderbarer Steig, der einem in einen landschaftlich reizvollen Kessel bringt und Bachläufe und Schuttkaren überqueren lässt. Nach guten 1,5 Stunden kommen wir an der Fischbachalm an. Jetzt haben wir es fast geschafft.
Nun gut, dieses “fast” bedeutet immer noch ca. 1,5 h, aber immerhin befinden wir uns jetzt schon auf dem letzten Drittel des Abstiegweges. Allerdings besteht der letzte Abschnitt nur aus Forstweg. Und weil ein Forstweg als solches ja eher langweilig ist, hatte die Natur an diesem Tage noch ein besonders Highlight für uns parat. Denn plötzlich wurde es dunkel, dicke Gewitterwolken zogen auf und der Himmel öffnete seine Schleusen. Die letzte Stunde verbrachten wir also im strömenden Regen mit Blitz und Donner. Nach knapp 10 h sind wir dann endlich, durchnässt bis auf die Unterhose, aber sehr glücklich wieder am Ausgangsort angekommen.
Es war definitiv eine der längsten Tagestouren und auch eine der anspruchsvolleren. Nichtsdestotrotz war es ein wunderbarer Tag in einer beeindruckenden Landschaft, die uns vor lauter Staunen den Mund offen stehen lassen hat.
Mein Fazit:
coole, wenn auch anstrengende und lange, aber wenig frequentierte Tour mit viel Abenteuer-Spaß zwischendurch 🙂