Höhenmeter, Herzklopfen & Hüttenromantik – 4 Tage im Rosengarten
Manche Touren brennen sich nicht nur in die Waden, sondern auch tief ins Herz. Unsere 4-tägige Wanderung durch den Rosengarten in den Dolomiten war genau so eine: schweißtreibend, atemberaubend – im doppelten Sinne – und voller magischer Momente. Vom Schlernhaus über das Refugio Antermoia bis zur Rotwandhütte haben wir Felsen bezwungen, Sternenhimmel bestaunt und einen Sonnenaufgang am Monte Pez erlebt, der uns für alles entschädigt hat, auch für den Muskelkater danach. Wer sagt, dass man Glück nicht erwandern kann, war noch nie dort oben.
Bester Zeitpunkt: Juli – September

Etappe 1: Von Weisslahnbad aufs Schlernhaus, gemütlicher Einstieg
Vom Parkplatz Weißlahnbad bei Tiers beginnt diese Hüttentour durch den Rosengarten. Früh sein lohnt sich, denn der Parkplatz ist kostenlos. Wanderschuhe geschnürt, Rucksack auf den Schultern und schon beginnt das Abenteuer.
Der Aufstieg zum Schlernhaus startet mit einem schattigen Waldweg, der sich langsam, aber stetig nach oben zieht. Nach einer Weile erreicht man die sogenannte Bärenfalle – eine markante Geländestufe, wo sich der Pfad steil durch eine felsige Engstelle windet. Hier helfen Holzstufen und Geländer beim Anstieg und bringen die Oberschenkel ordentlich in Schwung.



Danach wird das Gelände offener. Und auf dem Weg nach oben sieht man am Wegesrand auch die Edelste aller Alpenblumen, das Edelweiß. Die letzten Höhenmeter ziehen sich etwas, aber die Aussicht wird mit jedem Schritt besser.



Nach etwa 4 bis 5 Stunden ist das Schlernhaus erreicht, hoch oben auf dem Schlernplateau, mit bestem Blick auf den Rosengarten. Und der erste Tag geschafft.

Etappe 1: Weisslahnbad – Schlernhaus / ca. 1.300 HM / ca. 4,5 H
Etappe 2: Vom Schlernhaus zum Refugio Antermoia mit Abstecher auf den Monte Piz

Sonnenaufgang am Monte Pez – mit müden Füßen und warmen Herzen
Der Wecker klingelt gefühlt mitten in der Nacht, aber der Plan steht: Sonnenaufgang auf dem Monte Pez, dem Hausberg des Schlernhaus, Der kurze, aber knackige Aufstieg bringt uns schnell auf Temperatur. Was auch nötig ist, denn oben ist’s zapfig kalt, der Wind bläst uns um die Ohren. Wir warten und beobachten, genießen die Zeit. Dann zeigt sich langsam die aufgehende Sonne, taucht den Himmel in zarte Farben, lässt unser Herz erstrahlen. So langsam ziehen auch Wolken auf. Dann war der Sonnenaufgang auch schon wieder vorbei und der Tag gestartet. Es war kein klassisch kitschiges Postkartenmotiv. Aber gerade das macht’s besonders: ein stiller, stimmungsvoller Moment über den Dingen. Zurück am Schlernhaus gibt’s heißen Kaffee und Frühstück, genau das, was wir jetzt brauchen.



Vom Schlernhaus zur Tierser Alpl – Blumen, Felsen, Weitblick
Gut gestärkt geht’s weiter Richtung Tierser Alpl. Der Weg schlängelt sich über weite Hochebenen mit fantastischen Ausblicken auf den Rosengarten. Am Wegesrand blühen Alpenblumen in allen Farben, und hinter jeder Kurve wartet ein neuer „Wow“-Moment. Die Tierser Alpl-Hütte kommt genau zur richtigen Zeit: perfekte Mittagspause mit Aussicht und Sonne im Gesicht – was will man mehr?




Über den Pass zur Antermoiahütte – Dolomitenkino vom Feinsten
Nach der Pause wartet noch ein ordentliches Stück Weg: Zuerst geht’s über den felsigen Passo Principe – beeindruckend, steinig, aber gut machbar. Kurz durchatmen bei der Grasleitenpasshütte, dann folgt der letzte Anstieg über den Pass de Antermoia, vorbei an karger, dramatischer Landschaft, wie aus einer anderen Welt. Und dann, plötzlich: der Antermoia-See – still, türkis und umgeben von steilen Felswänden. Die gleichnamige Hütte liegt malerisch am Ufer. Ein wunderschöner Ort, um den Tag ausklingen zu lassen.





Etappe 2: Schlernhaus – Refugio Antermoia / ↑ ca. 1.100 HM und ↓ ca. 1.000 HM / ca. 6,5-7 H (ohne Pause)
Wem die Etappe zu lang ist, kann auch zwei kurze Etappen daraus machen und eine Übernachtung auf der Tierser Alpl mit einplanen und entspannter und ohne Zeitdruck den Rosengarten genießen.
Etappe 3: Von der Antermoiahütte zur Rotwandhütte
Der Tag beginnt ruhig am See. Die Morgensonne taucht die Felsen am Antermoia See in goldenes Licht, das Wasser liegt still, fast schon meditativ. Wir lassen uns Zeit, genießen die klare, frische Morgenluft und das sanfte Licht, das langsam über die umliegenden Felsen wandert. Das sind die Momente, die ich mit am liebsten mag auf Hüttentouren. Denn so startet man perfekt in den Tag, ganz ohne Eile, dafür mit viel Aussicht.



Die Etappe beginnt mit dem Aufstieg zum Passo di Lausa. Steinig, aber gut zu gehen. Danach führt der Weg wieder über die Grasleitenpasshütte, die wir schon am Tag zuvor passiert hatten und wo wir kurz verschnaufen, bevor es weiter Richtung Rifugio Vajolet geht. Hier wird’s plötzlich trubeliger: Tagesausflügler, Kletterer, Wandergruppen – ein echtes Dolomiten-Nadelöhr, aber landschaftlich beeindruckend.





Kurz darauf verlassen wir die Hauptspur, biegen ab in ruhigere Gefilde und lassen den Trubel hinter uns. Unser Ziel ist die Rotwandhütte (Rifugio Roda di Vael). Der letzte Abschnitt ist nochmal richtig schön: aussichtsreich, abwechslungsreich und deutlich weniger frequentiert. Und er enthält auch eine Überraschung bereit, die das Herz höher schlagen lässt. Denn auf einmal war der Weg ein wenig weggespült und der Einstieg zur kleinen Kletterpassage war etwas abenteuerlich, so dass der Puls gleich mal schneller ging. Aber auch die Überbrückung einer hohen Felswand mittels Leiter haben wir gemeistert und wurden mit wunderbaren Ausblicken belohnt.
An der Hütte angekommen, gönnen wir uns eine Pause mit Blick auf das, was hinter uns liegt, und auf die letzten Meter unserer Tour am nächsten Tag.





Etappe 3: Refugio di Antermoia – Refugio Rado di Vael, Rotwandhütte / ↑ ca. 700 HM und ↓ ca. 900 HM / ca. 5,5 H
Etappe 4, Endspurt: Abstieg zum Karersee
Der Tag startet gemütlich an der Rotwandhütte. Wir haben keine große Eile, kein großes Ziel, denn es ist der letzte Tag unserer Tour. Das Wetter allerdings zeigt sich eher von seiner grauen Seite. Statt weiter Aussicht gibt’s tief hängende Wolken und einen Hauch von Abschiedsstimmung. Der Abstieg führt uns durch bewaldetes Gelände hinunter in Richtung Karersee. Die Beine sind inzwischen gut eingelaufen, der Weg verläuft ohne größere Herausforderungen.



Unten angekommen, erreichen wir das kleine Dorf am Karersee. Hier endet unsere viertägige Tour durch den Rosengarten. Da das Wetter nicht zum Verweilen einlädt und sich die Gelegenheit bietet, steigen wir direkt in den Bus zurück zum Parkplatz Weißlahnbad.
Wer mehr Glück mit dem Wetter hat, kann den letzten Tag am Karersee noch entspannt ausklingen lassen: mit einem Spaziergang um den smaragdgrünen See oder einem Cappuccino mit Blick aufs Wasser. Für uns bleibt es bei einer kurzen Pause. Aber die Erinnerungen an die Tage davor wiegen sowieso mehr als jeder Sonnenschein.
Etappe4: Refugio Rado di Vael, Rotwandhütte – Karersee / ↓ ca. 700 HM / ca. 2 H
Kurz zusammengefasst
Vier Tage, drei Hütten, unzählige Eindrücke – unsere Tour durch den Rosengarten war fordernd, vielseitig und einfach wunderschön. Zwischen steilen Pässen, blühenden Almwiesen und stillen Momenten am Bergsee hat uns die Dolomitenlandschaft einmal mehr gezeigt, warum sie so besonders ist. Nicht jeder Tag war postkartenperfekt, aber genau das hat die Tour echt gemacht mit Sonne, Wolken, Höhenmetern und Hüttenabenden.
Ob beim Sonnenaufgang auf dem Monte Pez, den grandiosen Ausblicken auf die Dolomiten/Rosengartenmassiv, den Herzschlag-Momenten, wenn Streckenabschnitte geschafft wurden, oder der stillen Morgenstimmung am Antermoia-See – jeder Abschnitt beim Wandern durch die Dolomiten hatte seinen eigenen Zauber. Und auch wenn der Abstieg ins Tal eher unspektakulär war, war’s eine feine, kleine 4-Tages-Hüttentour.

Eine weitere Lieblings-Hüttentour mit Erinnerungen an die Tage in den Berge, die noch lange im Kopf bleiben – und im Herzen sowieso 💙
Also Happy Wandern!
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