Karnischer Höhenweg: Weitwandern in 7 Tagen

Von Hütte zu Hütte auf einem der schönsten und reizvollsten Höhenwege der Alpen, ein Weitwanderjuwel

Weitwanderungen gibt es unzählige. Wie soll man sich da für eine entscheiden? Der Karnische Höhenweg lässt auf jeden Fall das Wanderherz wieder ein bisschen höher schlagen: entlang des Karnischen Hauptkamms, einer der großen Gebirgszüge der Südlichen Kalkalpen, zwischen Kärnten/Osttirol, also Österreich, auf der einen und Italien auf der anderen Seite. Weitwandern heißt hier, Schritt für Schritt die Berge spüren, den Kopf frei bekommen, abschalten, Etappe für Etappe zurücklegen, Geschichte erleben sowie kleine und großen Entdeckungen machen. Der Rucksack ist gepackt, die Bergschuhe geschnürt, die Kamera liegt in der Hand und das große, kleine Abenteuer geht los.

Hier nehme ich dich mit auf unsere Reise, von Hütte zu Hütte, von Tag zu Tag. Und da diese Tour wirklich landschaftlich ein absoluter Traum ist, gibt es auch ein paar mehr (ok sehr viele mehr) Bilder zum Anschauen, Wegträumen, sich verlieren 😉📸💙

Bester Zeitpunkt: Ende Juni – September

Person auf dem Karnischen Höhenweg zwischen Sillianerhütte und Obstanzerseehütte
Zwischen Sillianerhütte und Obstanzerseehütte

Etappe 1: von Sillian zur Sillianer Hütte: der Aufstieg

Ankommen im Nebel
Der erste Tag beginnt oft leise. Noch steckt die Energie in den Beinen, der Kopf ist voller Erwartungen und der Rucksack irgendwie zu schwer. Vor uns liegen 1.350 HM Aufstieg. Unser Start in den Karnischen Höhenweg war dampfig, die Luft schwül, der Himmel teils bewölkt und die Sicht diesig. Doch mit jedem Schritt bergauf Richtung Sillianer Hütte ließen wir den Alltag ein bisschen mehr hinter uns.

Der Weg zog sich zu Beginn, so wie es der erste Anstieg eben immer tut. Es gab keine spektakulären Highlights. Wir gingen einfach nur mit dem Gefühl, dass da noch viel vor uns liegt und mit dem Wissen, dass wir mit jedem Schritt tiefer in dieses großartige Abenteuer eintauchen. Oben auf 2.447 Metern angekommen zog der Nebel dann endgültig zu. Wenig später begann es zu regnen, aber da saßen wir zum Glück schon in der Hütte und gönnten uns eine heiße Schokolade. Mit dem abendlichen Hüttentrubel stieg die Vorfreude auf die nächsten Tage. Und dieser Aufstieg war genau der richtige Einstieg in diese Hüttentour.

Bunte Blumen am Wegesrand
Blumenvielfalt am Wegesrand
Auf dem Weg zur Sillianer Hütte
Sillianer Hütte in Sicht
Blick auf die umliegenden Berge
Ausblick beim Aufstieg
ETAPPE 1: SILLIAN – SILLIANERHÜTTE / ↑CA. 1.350 HM / CA. 4,5 H

Etappe 2: Von der Sillianer Hütte zur Obstanzerseehütte mit Gipfelspaß

Gipfelglück, Gänsehaut und große Weite

Der zweite Tag startete zapfig. Wir verließen die Sillianer Hütte gut und warm eingepackt in langer Hose und Jacke. Nebelschwaden umspielten die Berge, die Ausblicke waren faszinierend und ließen unsere Herzen höher schlagen. Die Sicht war klar, der Horizont weit, der vor uns liegende Pfad gefühlt endlos: wir sind im Weitwandermodus angekommen.

Ausblick von der Sillianer Hütte, Bergpanorama Morgenstimmung
Ausblick von der Sillianer Hütte / Morgenstimmung
Sillianer Hütte
Sillianer Hütte (2.447m)

Highlights dieser zweiten Etappe auf dem Karnischen Höhenweg sind sicherlich die leicht mitzunehmenden Gipfel, die die Tour einzigartig machen. Unser erster Gipfel ist das Hornisch Eck (2.552 m). Über diesen Gipfel stolpert man quasi gleich zu Beginn der Tagesetappe. Mit einem kleinen Abstecher ist er einfach zu erreichen. Dennoch verweilen wir nicht lange, da der Wind uns ordentlich um die Ohren pfeift. Da es doch sehr kalt war, gingen wir schnell weiter. Der Karnische Höhenweg schlängelt sich sanft dahin, rechts und links ein grenzenloses Alpenpanorama. Wir atmen ein und staunen.

Gipfelkreuz des Hornisch Eck
Gipfelkreuz des Hornisch Eck (2.552m)
einsame Pfadabschnitt auf dem Karnischen Höhenweg
Auf einsamen Pfaden am Karnischer Höhenweg
Person vor Bergkulisse
Blick nach Italien
Person auf dem  Karnischen Höhenweg
Wege mit Geschichte und Aussicht

Etwas später bringt uns ein kleiner Abstecher zur Hollbrucker Spitze (2.580m) und zur ersten wirklich großen Aussicht. Die Wolken geben die Täler frei, Gipfel reihen sich in der Ferne auf wie eine Silhouettenkette. Wir stehen einfach nur still da, schauen einfach, genießen einfach nur den Moment und die Aussicht.

Blick zur Hollbrucker Spitze (Gipfel)
Gipfel der Hollbrucker Spitze (2.580m) fest im Blick
Person am Gipfelkreuz der Hollbrucker Spitze
Aussicht am Gipfelkreuz der Hollbrucker Spitze genießen
Person vor Bergkulisse
ein Happy Wander 💙

Wenig später passieren wir ein kleines Seeauge, glasklar und friedlich. Daneben liegt ein stiller Ort der Erinnerung: ein Soldatenfriedhof mit Denkmal, der an die Frontverläufe des Ersten Weltkriegs erinnert, die hier oben entlangführten. Ein Gänsehautmoment zwischen Schönheit und Geschichte.

Weiter geht es. Der Pfad ist angenehm zu gehen und das Ziel kommt näher. Dann liegt er vor uns: der Obstanzersee, eingebettet in Fels und Stille. Die Hütte daneben strahlt Geborgenheit und Sicherheit aus. Wir sind angekommen und mittendrin im Karnischen Höhenweg-Abenteuer.

Person vor Bergkulisse
Motiviert auf dem Karnischen Höhenweg
Bergpanorama
Mystische Ausblicke
Person auf dem Karnischen Höhenweg
Auf stillen Pfaden
Blick auf Obstanzersee und Obstanzerseehütte
Blick auf den Obstanzer See und die Obstanzerseehütte
ETAPPE 2: SILLIANer Hütte – ObstanzerseeHÜTTE / ↑CA. 500 HM und ↓ ca. 650 HM / CA. 5,5-6 H (mit den beiden Gipfeln)

Etappe 3: Von der Obstanzerseehütte zur neuen Pforzehütte

Frostiger Start zum höchsten Punkt

Der Tag beginnt frostig frisch, denn es hat gerade mal zwei Grad am Morgen. Dennoch ist die Stimmung wunderschön. Auf der einen Seite der morgendliche Trouble in der Hütte, wenn sich alle fertig machen, auf der anderen Seite als Kontrast die Ruhe der Natur, die Eiskristalle auf den Pflanzen. Der See liegt ruhig unter der Hütte, dampft fast ein wenig in der Kälte.

Gefrorene Blätter
Frostiger Morgen – friedliche Natur
Obstanzerseehütte
Morgens an der Obstanzerseehütte
Berge und Bergscharte
Einsamer Wanderer in der Scharte

Die Sonne ist da, aber sie wärmt noch kaum. Doch mit den ersten Schritten bergan wird uns schnell warm. Und dann kommt auch schon das Highlight des Tages: die Pfannspitze. Mit 2.678 Metern ist sie der höchste Punkt unserer gesamten Tour und liegt direkt auf dem Weg. Gipfelglück am frühen Morgen vertreibt Kummer und Sorgen und schüttet definitiv jede Menge Endorphine aus.

Bergpanorama
Sonniger Tag
Blick auf die Dolomiten
Wunderbare Ausblicke auf die Dolomiten
Schatten zweier Wanderer vor Bergkulisse
Zwei Wanderer auf dem Weg zur Pfannspitze
Gipfelkreuz der Pfannspitze
Angekommen: Pfannspitze, 2.678m
Person am Gipfelkreuz der Pfannspitze
Gipfelglücksgefühle und diese wunderbare Aussicht genießen
Person vor beeindruckender Kulisse
Bereit für den weiteren Weg bei traumhafter Kulisse

Der Gratweg zieht sich weiter und liegt vor uns wie gemalt. Links und rechts fällt das Gelände ab, vor uns ist die Weite kaum zu fassen und die Berge zum Greifen nah. Wir wandern unterhalb des gewaltigen Kinigat entlang, steigen dann zum Filmoorsattel auf und erreichen die Filmoorhütte. Zeit für eine kleine Stärkung. Wir sitzen draußen, gönnen uns diese Pause und strahlen mit der Sonne um die Wette. Dieser Abschnitt ist ohne Frage der bisher schönste. Aber wer weiß was noch vor uns liegt. Auch das ist der Zauber des Weitwandern, nicht wissen was Gutes noch vor einem liegt und gefühlt das Beste schon erlebt zu haben.

Bergpanorama
Berge soweit das Auge reicht
einsamer Pfadabschnitt auf dem Karnischen Höhenweg
Einsame Pfade
Person auf dem Karnischen Höhenweg
Schritt für Schritt auf dem Karnischen Höhenweg
Bergpanorama, Abschnitt des Karnischen Höhenwegs
Blick zurück zur Pfannspitze, von wo wir gekommen sind
Pausenaussicht von der Filmoorhütte
Pause with a view: Rast an der Filmoorhütte

Gut gelaunt geht es also weiter über die sanften Filmoorwiesen, immer mit Blick auf die schroffen Bergketten ringsum. Bald öffnet sich das Gelände, der Weg führt hinüber ins Porzekar, und schließlich taucht sie auf: die Neue Porzehütte, eingebettet in die Wiesen, mit weitem Blick in alle Richtungen.

Bergpanorama
Traumhafte Landschaft
Auf dem Weg zur Porzehütte, Bergpanorama
Ausblicke auf dem Weg zur Porzehütte
Terrasse der Neuen Porzehütte
Angekommen auf der Neuen Porzehütte. Die Terrasse lädt zum Verweilen ein.

Wir gönnen uns zuerst auf der Terrasse ein kaltes Getränk zur Erfrischung bevor wir unsere Zimmer beziehen. Die Dusche ist Gold wert, und der Abend klingt entspannt aus. Berge, Weitblick, Müdigkeit, Zufriedenheit. Alles ist da und der Herz voll.

ETAPPE 3: ObstanzerseeHÜTTE – Neue Porzehütte / ↑CA. 700 HM und ↓ ca. 1.050 HM / CA. 6 H

Etappe 4: Von der Neuen Porzehütte zur Hochweißsteinhütte: die „Königsetappe“

8 lange Stunden Bergkino vom feinsten

Alpine Wege und schrofige Grate, blühende Wiesen, Abenteuerlust und Gipfelglück gepaart mit einem Panorama von dem man nicht genug bekommt. So kann man diese Etappe ganz gut beschreiben. Der Weg von der Neuen Porzehütte zum Hochweißsteinhaus ist nicht einfach lang, er ist majestätisch. Eine Königsetappe eben.

Wegweiser
Wegweiser am Karnischen Höhenweg
Bergpanorama
Aussichten und Bergpanoramen so weit das Auge reicht
Person auf dem Pfad des Karnischen Höhenweges
Alles was das Wanderherz glücklich macht

Wir starteten wieder früh, denn die Etappe ist lang. Das Wetter meint es gut mit uns: Sonne, ein paar harmlose Wolken, perfekte Temperaturen zum Gehen. Schon bald erreichen wir das Tilliacher Joch, das Tor zum nächsten Abschnitt. Der Pfad windet sich durch schroffe Hänge, ist immer klar erkennbar, oft luftig ausgesetzt, aber mit kleinen Sicherungen gut machbar. Der Blick zurück ist großartig, der Blick voraus noch besser.

Bergpanorama
Panorama am Karnischen Höhenweg
Bergpanorama
Aussichten auf dem Weg
Person auf dem Karnischen Höhenweg
einfach nur glücklich

Mit dem Bärenbadegg (2.431 m) erreichen wir den zweithöchsten Punkt des Tages und machen eine erste kurze Aussichtspause. Denn diese Tiefblicke und Fernblicke, dieses Meer aus Gipfeln um uns herum sind Aussichten, an denen man sich kaum sattsehen kann. Aber wir haben ja noch einiges vor uns, also geht es weiter.

Berge
Beeindruckende Bergformationen
Karnischer Höhenweg und Bergpanorama
Gut gehbare Pfade
Almblumen am Wegesrand
Sommer in den Bergen

Nach rund zwei Stunden sehen wir vom Weg aus links von uns das Gipfelkreuz der Reiterkarspitze (2.422m). Natürlich nehmen wir den kurzen Abstecher mit und lassen uns das Gipfelglück nicht nehmen. Wieder diese Weite, wieder dieses Staunen. Wir machen eine kurze Rast, atmen ein, atmen aus, lächeln und gehen glücksbeseelt weiter. Denn wir haben noch ein ganzes Stück auf dieser Etappe vor uns, der Tag ist noch nicht mal halb vorbei.

Gipfelkreuz der Reiterkarspitze aus der Ferne
Reiterkarspitze 2.422m
Gipfelkreuz der Reiterkarspitze
Gipfelkreuz Reiterkarspitze
See in Herzform vor beeindruckender Bergkulisse
Ein See in Herzform vor beeindruckender Kulisse

Durch Wiesenhänge, auf kleineren Graten geht es immer wieder Auf und Ab. Das Gelände bleibt abwechslungsreich, fordernd, aber nie langweilig. Dann wird’s steiler: In engen Kehren geht es bergauf zur Hochspitzsenke und weiter über eine Gratschulter. Bald erreichen wir eine mit Drahtseil versicherte Passage, Konzentration ist gefragt, aber alles gut machbar. Und dann stehen wir ganz oben: die Steinkarspitze (2.524 m), höchster Punkt des Tages. Es ist Zeit für eine Pause, Zeit um wieder Energie zu sammeln, Zeit für einen stillen Moment.

Unterwegs auf dem Karnischen Höhenweg, Bergpanorama
unterwegs auf der Königsetappe
Blick vom Luggauer Törl
am Luggauer Törl

Der Abstieg führt zum Luggauer Törl. Ab hier wird es grüner und sanfter. Ein schmaler Pfad zieht sich am Hang entlang durch üppige Vegetation. Auch ein Altschneefeld liegt noch vor uns, welches wir noch queren müssen. Auf diesem Abschnitt ist Vorsicht geboten, vor allem wenn es nass oder neblig ist, weil der Weg dann schwierig zu finden ist. Dann empfiehlt sich der längere Ausweichweg, sicher ist sicher.

Querung eines Altschneefeldes
Konzentration vor dem Queren des Altschneefeldes
Blick auf Hochweißsteinhütte
Ziel in Sicht: das Hochsteinweißhaus

Und dann sehen wir endlich die Hütte. Das Hochweißsteinhaus taucht vor uns auf und wir können es kaum erwarten, die müden Füße aus den Schuhen zu ziehen, uns zu erfrischen, anzukommen. Die Hütte ist klein, aber fein und in der urigen Stube klingt der Tag mit gutem Essen, warmen Stimmen und einem Kopf voller Eindrücke gemütlich aus.

ETAPPE 4: NEUE PORZEHÜTTE – Hochweissteinhaus / ↑CA. 700 HM UND ↓ CA. 1.050 HM / CA. 8 H

Etappe 5: Vom Hochweißsteinhaus zur Wolayerseehütte

Südlich der Sonne und zurück

Es ist einer dieser Tage, an dem die Sonne keine Pause macht. Wir starten früh am Hochweißsteinhaus. Der Himmel ist blau, die Luft ist schon angenehm warm und heute wird es auch eine hitzige Wanderung werden. Der Weg führt uns bald über das Öffner Joch, und damit gelangen wir auf die italienische Seite des Karnischen Höhenwegs und in eine völlig neue Stimmung.

Blick auf Hochweißsteinhaus vor Bergkulisse
Hier thront das Hochweißsteinhaus
Bergpanorama
Bergpanorama
Schafe am Wegesrand
tierische Begegnungen

Der erste Abschnitt ist entspannt und gut zu gehen. Doch es sind nicht nur die Bergwiesen, die diese Etappe prägen, sondern auch ihre Bewohner: unzählige Schafe, die träge im Gras liegen oder neugierig am Wegrand stehen. Ihr Glockenklang und ihr Mäh begleiten uns ein ganzes Stück des Weges.

Schafe
Ein Meer an Schafen
italienische Landschaft
auf italienischer Seite

Hinter dem Joch geht es erstmal bergab, teils steil, hinunter ins Val Fleons. Der Weg verläuft durch einen lichten Lärchenwald, die Sonne flackert durch die Nadeln, und bald erreichen wir die Sissanis Almen, alte, urige Gebäude, die wie aus der Zeit gefallen scheinen. Aber nicht nur diese alten Almgebäude vermitteln eine andere Welt. Es ist dieser ganze Italien-Abschnitt, der uns gefühlt in eine andere Zeitära zurückversetzt.

alte italienische Hütte
Italienische Bauromantik
Berge
Italienische Ausblicke
Berge
Noch mehr Ausblicke
Bergpanorama
Berge soweit das Auge reicht

Der Weg führt uns weiter durch das sanfte Hochtal von Bella Sissanis, ein ruhiger, weiter Ort mit Blick in die italienischen Alpen. Unser Pfad führt uns leicht bergab vorbei am kleinen Lago Pera. Wie gern würden wir einfach kurz eintauchen und uns abkühlen. Aber wir gehen weiter, denn es liegen noch ein paar Höhenmeter vor uns. Auf dem Weg zum Giramondopass sehen wir den türkisfarbenen Lago di Bordaglia, der weiter unten in der Landschaft glitzert.

Blick auf den Lago Pera
Lago Pera
Blick auf Lago di Bordaglia
Lago di Bordaglia
Auf dem Weg zum Giramondopass
Auf dem Weg zum Giramondopass

Dann heißt es wieder: bergauf. Der Pfad windet sich zum Giramondopass. Mit dem Überschreiten des Kamms kehren wir nach Österreich zurück. Rechter Hand ragen die wilden Biegenköpfe in den Himmel, vor uns geht es bergab durch Blumenwiesen, an steinigen Flanken entlang, hinunter zu den Wolayer Almen.

Ausblick auf die Biegenköpfe und den Wolayer Kopf
Ausblick auf die Biegenköpfe und den Wolayer Kopf

Noch einmal steigen wir auf. Die Sonne steht tief als der Wolayersee vor uns auftaucht als stiller, dunkler Spiegel zwischen Felswänden. Die Wolayerseehütte empfängt uns offen und freundlich. Am Abend, wenn der Trubel nachlässt und die letzten Tagesgäste gegangen sind, gehört uns der Ort ganz allein.

Wolayerseehütte
Woyalerseehütte
Wolayersee vor der Hohen Warte
Wolayersee vor der Hohen Warte

Die Berge spiegeln sich im Wasser. Wir spielen Karten, lachen, genießen die Stille. Und wissen, genau wegen solcher Momente sind wir hier.

ETAPPE 5: Hochweissteinhaus – Wolayerseehütte / ↑CA. 1.000 HM UND ↓ CA. 900 HM / CA. 6 H

Etappe 6: Von der Wolayerseehütte zur Valentinalm

Zwischen Nebel, Murmeltieren und Müdigkeit – die „Ausruh“-Etappe vor der letzten, anstrengenden Etappe

Der Morgen beginnt wie immer leise. Es ist kühl, der Wolayersee liegt ruhig, fast mystisch da. Und es ist fast schon Zeit für ein leises Servus. Die ersten lieb gewonnenen Weggefährten verlassen uns wieder, denn es ist ihre letzte Etappe. Nicht so bei uns. Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es los. Auch wenn es heute eher kurz und gemütlich wird, ist es gut so, denn morgen erwartet uns noch mal einiges an Anstrengung.

Wolayersee
Morgenstimmung am Wolayersee
Wolayersee und Wolayerseehütte im Hintergrund
Blick zurück zur Wolayerseehütte

Zunächst umrunden wir den See, dann folgt der kleine, knackige Anstieg hinauf zum Valentintörl. Oben angekommen belohnt uns der Pass mit weiten Ausblicken: Zurück auf den See, nach vorn ins grüne Tal und ringsum zu den Felsgiganten. Die Hohe Warte ragt rechts von uns auf, auf der anderen Seite sieht man den Rauchkogel.

Glücklich auf dem Valentintörl
Motiviert auf Etappe 6
Blick zurück zum See und zu den umliegenden Felswänden
Blick zurück zum See und zu den umliegenden Felswänden

Normalerweise wäre dies ein idealer Moment bzw. eine gute Gelegenheit für einen Gipfelabstecher. Doch wir lassen den Gipfel aus, denn kurze Regenschauer, verhangene Wolken, müde Beine, schwerer Rucksack und kaum Aussicht auf Sicht halten uns davon ab. Wir lassen den Rauchkogel links liegen. Manchmal ist Weitwandern eben auch ein bisschen weise sein.

Auf dem Weg hinab ins Valentina
Abstieg ins Valentintal
Beeindruckende Felswände der Karnischen Alpen
Beeindruckende Felswände

Der Weg führt uns bergab, hinein ins Valentintal. Und wird mit jedem Schritt schöner. Almwiesen breiten sich aus, grün, weich, voller Blüten. Und dann stehen wir mitten in einem Murmeltierparadies. Überall pfeifend, neugierig herausschauend, blitzschnell umherlaufend leben sie hier. Wir sind ganz still und genau deshalb zeigen sie sich uns. Ein typischer Marmeladenglasmoment.

Blick hinaus zur Hohen Warte (Berg), vorn Rechts ein Murmeltier
Blick hinauf zur Hohen Warte, vorne rechts ein Murmeltier
Murmeltier schaut aus seinem Bau
Neugierige Murmeltiere – oder neugierige Menschen?!
Valentinbach
Der Valentinbach

Dann geht es weiter vorbei an der oberen Valentinalm hinab zum Gasthof Valentinalm, unserem Tagesziel. Für viele ist hier Schluss, für uns ist es ein weitere Zwischenstopp. Auch wenn wir hier viel Zeit haben, da wir früh da sind, nutzen wir diese um ein wenig Schlaf nachzuholen (in Betten mit Bettwäsche, nicht nur im Hüttenschlafsack) und uns auszuruhen. Denn morgen wartet noch eine letzte Etappe. Und die wird nicht ohne. Aber genau das macht die Vorfreude aus.

ETAPPE 6: Wolayerseehütte – Valentinalm / ↑CA. 200 HM UND ↓ CA. 900 HM / CA. 3 H

Etappe 7: Von der Valentinalm zur Zollnerseehütte

Ein letzter Kraftakt und einige Überraschungen

Der letzte Tag ist angebrochen, die letzte Etappe auf einem der schönsten Weitwanderwege der Alpen (ja, ich wiederhole mich, ich weiß 😉). Aber dieser Abschnitt hatte es noch mal gewaltig in sich. Mit Vorfreude sind wir an der Valentinalm gestartet. Wir werfen noch einmal einen Blick zurück dorthin, wo wir hergekommen sind. Der Tag begrüßt uns mit Wolken, Sonne, ein wenig Nebel, schwüle Luft. Ein Wetter, das ständig in Bewegung ist, genauso wie wir.

Blick in die Landschaft
Blick zurück ins Valentintal
Blick auf die Valentinalm und die umliegende Landschaft
Linkerhand die Valentinalm
Blick auf den Grünsee
vor uns der Grünsee

Zunächst geht es auf breiten Wegen hinab Richtung Plöckenhaus, dann gleich wieder bergauf zum Grünsee. Der Stausee liegt kühl und klar vor uns, fast verlockend. Aber wir haben noch einiges vor. Weiter geht es jetzt wieder steil hinauf, durch den Wald zur Unteren Spielbodenalm. Dieser Anstieg bringt uns erstmal mächtig ins Schwitzen. Danach verläuft der Weg recht matschig gemächlich weiter über schöne Wiesen zur Oberen Spielbodenalm, wo wir kurz verschnaufen. Dann wandern wir weiter zur verfallenen Oberen Tschintemuntalm. Hier ändert sich das Gelände erneut: felsdurchsetzte Gras- und Buschhänge warten auf uns erklommen zu werden. Diese kleine Schlüsselstelle verlangt aber etwas Trittsicherheit. Am Ködertörl ist es geschafft. Wir gönnen uns den Abstecher zum Köderkopf (2.167 m) und machen unsere Mittagsrast am Gipfelkreuz.

Blick auf die Karnischen Alpen
Richtung Ködertörl
Blumenbergwiese auf dem Karnischen Höhenweg
Blumenpracht in den Bergen
Gipfelkreuz des Köderkopfes in den Karnischen Alpen
Gipfelkreuz des Köderkopfs 2.167m
Ausblicke auf die Karnischen Alpen
Ausblicke

Doch auch danach wartet der Weg mit kleinen Überraschungen: Wir queren eine ostseitige Hangmulde, steigen ab und tauchen ein in den berüchtigten Pramosioweg. Berüchtigt, weil ihn wohl auch einige Schlangen kreuzen. Wir haben eine sogar „live“ vor uns schlängeln gesehen. Diese Überraschung hätten wir uns allerdings gern gespart. Der Pfad schlängelt sich endlos durch üppige Vegetation, verwinkelt, ausgesetzt, aber immer wieder beeindruckenden Ausblicken.

Am Wegesrand, glücklich und motiviert für den letzten Abschnitt
Gute Laune bei der Wegfindung
Aussicht unterwegs auf dem Weg zur Zollnerseehütte
Unterwegs

Irgendwann sehen wir eine Hütte in der Ferne und hoffen schon, dass das unsere Hütte für die Nacht ist. Doch leider nein, die Hütte entpuppt sich als Obere Bischofsalm. Von hier aus sind es noch mal knackige 200 Höhenmeter, die bezwungen werden müssen. Es wird zäh, der Kopf schaltet auf Durchhalten. Dann kommen wir endlich auf einem Wiesenplateau an. Heidelbeerbüsche säumen den Weg, laden zum Naschen ein. Und das Ziel ist jetzt wirklich nicht mehr weit.

auf dem Weg auf dem Wiesenplateau
Angekommen auf dem Wiesenplateau
Auf dem Weg zur Zollnerseehütte, die sich im Hintergrund schon zeigt
Finally: die Zollnerseehütte ist in Sichtweite

Die Zollnerseehütte liegt ruhig in der Landschaft. Daneben steht die kleine Friedenskapelle als stilles, kraftvolles Zeichen. Als wir ankommen, ist kaum jemand da. Die Hütte ist fast leer, wenig besucht und gebucht, und genau das schenkt uns diesen seltenen Moment: Frieden. Ruhe. Rückblick.

Blick auf die Friedenskapelle in der Nähe der Zollnerseehütte, davor 2 Kühe im Gras
Friedenskapelle
Blick auf die Zollnerseehütte
Zollnerseehütte
Aussicht von der Zollnerseehütte
Aussicht

Es ist unser letzter Hüttenabend, unsere letzte Nacht im Hüttenschlafsack. Eine Woche voller Abenteuer, die es auch erstmal zu verarbeiten gilt. Erschöpft schlafen wir ein und sind sehr, sehr erfüllt.

ETAPPE 7: Valentinalm – Zollnerseehütte / ↑CA. 1.300 HM UND ↓ CA. 850 HM / CA. 7 H

Tag 8: Abstieg & Abschied

Nach dem Frühstück hieß es dann Goodbye Karnischer Höhenweg. Auf einer Forststraße ging es zuerst zu Fuß Richtung Kötschach. Für die letzte Strecke gönnten wir uns allerdings ein Taxi, da die Füße müde waren und der Kopf voller Eindrücke sentimental.

Ab Kötschach brachte uns der Bus zurück nach Sillian, zurück zum Anfang, der jetzt schon so weit weg schien.

Wie war es jetzt insgesamt?

Der Karnische Höhenweg ist mehr als eine Fernwanderung. Er ist ein stiller Begleiter durch alpine Dramatik, historische Narben, unerwartete Stille und tiefes Glück. Jeder Tag war anders: mal fordernd, mal sanft, oft still, manchmal rau, aber immer geprägt von einer Landschaft, die sich nie wiederholt und doch zusammenhängt wie ein großes, wildes Mosaik.

Was bleibt? Müde Beine, volle Speicherkarten und ein Herz, das überläuft. Von Hüttenabenden, Gipfelblicken, Murmeltier-Begegnungen, Weitblicken über Grenzen hinweg. Vom Gefühl, wirklich draußen zu sein, eine Woche lang, mit Wind und Wetter, Sonne und Nebel, Höhen und Tiefen.

Und vor allem bleibt die Erkenntnis: Weitwandern entschleunigt, erdet und verbindet. Mit der Natur, mit der Geschichte dieser Berge/Region, mit den Menschen, mit denen man unterwegs ist. Und ganz leise auch wieder mit sich selbst.

Glücklich unterwegs auf dem Karnischen Höhenweg zwischen Italien und Österreich
Glücklich zwischen Italien und Österreich

Beeindruckend, inspirierend, faszinierend, herausfordernd, magisch, demütig – es gibt unzählige Attribute, die diesen Weitwanderweg beschreiben. Für mich ist der Karnische Höhenweg tatsächlich einer der schönsten Hüttentouren in den Alpen.

Wer das Weitwandern liebt, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten. Absolute Herzensempfehlung für 7 Tage und mehr 💙


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